Graue Steine statt grüner Rasen: Das möchte der Beirat für Energie und Umwelt auf keinen Fall in neu angelegten Gärten in Allershausen sehen – und hatte daher einen Antrag auf ein dementsprechendes Verbot gestellt. Das stieß allerdings nicht auf Zuspruch und wurde mit 15:3 Stimmen abgelehnt.
Zu den Berichten in der Presse:
Münchner Merkur: https://www.merkur.de/lokales/freising/allershausen-ort28137/allershausen-nach-antrag-des-umweltbeirats-kein-generelles-schottergaerten-verbot-in-allershausen-91409586.html
Es geht auch einfach & anders: Stauden statt Steine
Der Neubau steht, der Umzug ist gestemmt. Jetzt nur noch schnell den Vorgarten angelegt. Pflegeleicht soll er sein und den kritischen Blicken der Nachbarn standhalten. Da erscheint ein Schottergarten vielen gestressten Häuslebauerinnen und Eigenheimbesitzern oft als die beste Lösung. Viele Steine, wenig Grün: Das sieht akkurat aus und macht keine Arbeit – oder etwa doch? Marja Rottleb, Referentin Standortberatung beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu), warnt vor falschen Hoffnungen: „Schottergärten sehen im ersten Jahr sauber und ordentlich aus, aber spätestens, wenn Laub und einfliegende Unkrautsamen zwischen den Steinen landen, wird es schwer, diesen Zustand aufrecht zu erhalten.“
Auffällig: Wo ein Schottergarten ist, ist der zweite oft nicht weit – nach dem Motto „Was mein Nachbar hat, das will ich auch.“ Warum diesen Nachahmungseffekt nicht einfach nutzen und einen neuen Trend in der Gartengestaltung setzen: Stauden statt Steine! Doch welche Pflanzen sind für den kleinen Naturgarten geeignet? Und vor allem: Wie hoch ist der Pflegeaufwand?
Gärtnern mit wenig Aufwand
Marja Rottleb beruhigt: „Der naturnahe Garten mit trockenheitsresistenten Stauden, Gehölzen und Gräsern ist pflegearm und robust. Sobald die Pflanzen nach der Anfangsphase gut angewachsen sind und den Boden vollständig bedecken, reicht es meist, monatlich zu jäten, oder je nach Standort und Bewuchs sogar seltener.“
Im Hinblick auf den Boden gilt die Faustregel: je nährstoffärmer, desto besser. Das rät Corinna Hölzer, Gründerin von „Deutschland summt!“ – einer Initiative, mit der sich die Berlinerin gemeinsam mit ihrem Mann Cornelis Hemmer für den Erhalt der Artenvielfalt und den Bienenschutz einsetzt. Sie empfiehlt einen Blick auf die artenreichen Magerwiesen in den Alpen: „Da blüht es wie wild, obwohl der Boden sehr karg ist.“ Auf keinen Fall, so Hölzer, sollte Torf zum Einsatz kommen. Auch Kompost verwendet sie nur als Starter für Samen, ansonsten wird nicht gedüngt.
Pflanzen für den Naturgarten
Wer nur wenig Platz hat, sollte darauf achten, konkurrenzschwache Pflanzen wie Glockenblumen nie neben konkurrenzstarke, zum Beispiel den Wiesensalbei, zu setzen. Die Glockenblume zieht sonst schnell den Kürzeren. „Wichtig ist“, so Marja Rottleb, „dass die Stauden ungefüllt sind und Nahrung für Insekten und Vögel bieten. Also Pollen, Nektar und Samen.“ Ebenfalls dankbar sind die Tierchen für Gehölze – es gibt sogar extra schmale Züchtungen, speziell für den Handtuchgarten.
Eine Empfehlung von Corinna Hölzer ist der heimische Feldahorn, der formschnittverträglich ist und sich auch auf kleinen Flächen gut als Sichtschutz oder Raumteiler eignet. Bei der Staudenauswahl empfiehlt Nabu-Expertin Rottleb ebenfalls heimische Sorten. Zu bekommen sind sie im Spezial- oder Fachhandel – hier lohnt eine Online-Recherche. Immer mehr Staudengärtnereien orientieren sich derzeit um, hat Corinna Hölzer beobachtet. „Die Nachfrage macht’s“, sagt sie und ermutigt, einfach bei der Gärtnerei vor Ort anzuklopfen.
Gärten des Grauens schaden der Umwelt
Um den „Gärten des Grauens“ Einhalt zu gebieten, hat das Land Baden-Württemberg die Neuanlage von Schottergärten 2020 offiziell verboten. Aus gutem Grund. Denn zu den ästhetischen Problemen kommen ökologische: Regenwasser kann durch die oft unter dem Schotter verlegte Sperrfolie nicht versickern. Im Sommer staut sich die Hitze in den Steinen und beeinflusst das Mikroklima in den ohnehin schon von der Klimaerwärmung geplagten Städten zusätzlich.
Darunter leiden nicht nur die Menschen. „Auch Vögel und Insekten vertragen Hitze schlecht“, sagt Corinna Hölzer. Allein 53 Prozent der Wildbienenarten seien schon heute bedroht. Mit Blick auf den galoppierenden Artenschwund sagt sie: „Auch wenn es abgedroschen klingt: Jeder Quadratmeter, der biodivers gestaltet ist, hilft.“
Und das nicht nur in der Stadt, sondern auch – und gerade – auf dem Land. Denn vielfach ist dort die Artenvielfalt bereits geringer als in der Stadt. Die Gründe dafür sind vielfältig: „Durch die Flurbereinigung sind die kleinteiligen unterschiedlichen Lebensräume verschwunden, jeder Zentimeter soll bewirtschaftet werden. Dazu kommen die Monokulturen und die Pestizidbelastung“, zählt Corinna Hölzer auf. Und nicht nur in Wald und Feld, sondern auch in den ländlichen Wohnvierteln finden Falter, Käfer und Hummel immer seltener ein Zuhause, weil hier ebenfalls die Schotterwüsten wuchern.
Wildbienen lieben naturnahe Gärten
Im Rahmen ihres Projektes „Treffpunkt Vielfalt“ hat Corinna Hölzer in Berlin Grünstreifen vor Mietshäusern in biodiverse Flächen umgewandelt und dabei viel Überzeugungsarbeit geleistet. „Mehrjährige Pflanzen wie Margerite, Natternkopf oder Malve machen frisch gepflanzt oder gesät erst einmal nicht viel her. Sie entwickeln sich erst mit der Zeit“, sagt sie. Nicht jede und jeder versteht, wieso das neue Beet nicht sofort in voller Blüte steht. „Die Hauswarte und die Landschaftsgärtner haben uns erst einmal einen Vogel gezeigt. Das Verständnis kam erst nach und nach“, erinnert sie sich. In den ersten drei Jahren ändert jeder Naturgarten ständig sein Gesicht, weswegen Gärtnerinnen und Gärtner hier und da eingreifen müssen. Danach beginnt die pflegeleichte Dauerpflege.
Der Effekt der naturnahen Umgestaltung? Corinna Hölzer misst ihn unter anderem in Wildbienen: Von anfangs zehn verschiedenen Arten haben sich die Wildbienenpopulationen auf den naturnah umgestalteten Flächen innerhalb von nur drei Jahren auf 90 Arten vervielfacht.
Artikel „Stauden statt Steine. Was in deutschen Vorgärten falsch läuft und wie es besser geht“ von Nicole Pollakowsky aus der Zeitschrift Schrot & Korn – Bio leben – Bio lieben Ausgabe 03/2022 www.schrotundkorn.de