CSU fordert: AKW-Laufzeitverlängerung um fünf Jahre

Die CSU will in der Debatte über längere Laufzeiten von Atomkraftwerken den Druck erhöhen. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt und Ministerpräsident Markus Söder halten verlängerte Laufzeiten von Kernkraftwerken in Deutschland um mehrere Jahre für möglich.

Dobrindt forderte in der „Welt am Sonntag“ eine Entscheidung zur „Vernunft-Energie“. Mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin sagte er: „Wir werden uns noch lange Zeit Putins brutalem Versuch, den Westen durch Energieterror zu destabilisieren, ausgesetzt sehen. In dieser Lage sind Laufzeitverlängerungen für die Kernkraft von mindestens weiteren fünf Jahren denkbar um unabhängiger vom russischen Gas zu werden.“

Meine Meinung:

Russland dominiert Deutschland und Europa auch im Bereich der atomaren Brennstoffversorgung


Der Krieg gegen die Ukraine hat die Abhängigkeit Deutschlands und der EU von Energie-Importen aus Russland schonungslos offengelegt: Laut Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums bezog Deutschland 2021 rund 55 Prozent seines Gases, 35 Prozent seines Öls und 50 Prozent seiner Steinkohle aus Russland. Über die Abhängigkeit Deutschlands von russischen Energie-Importen ist eine Debatte entbrannt, in der immer wieder auch Rufe nach einer Verlängerung der Laufzeiten für die noch am Netz befindlichen drei deutschen Atommeiler Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2 laut werden. Die AKW Laufzeitverlängerung soll die Lösung der Energiekrise sein, tatsächlich bestehen aber auch hier sehr große Abhängigkeiten von Russland.

40 Prozent des in der EU genutzten natürlichen Urans wurden 2020 aus Russland und der Ex-Sowjetrepublik Kasachstan importiert, einem langjährigen Kremlverbündeten, was die Zahlen der Euratom-Versorgungsagentur (ESA) zeigen – der zentralen EU-Behörde, die für die Beschaffung dieses Rohstoffs verantwortlich ist.

Rosatom (die Föderale Agentur für Atomenergie Russlands) ist nach Angaben der World Nuclear Association mit einer Förderung von 7122 Tonnen Uran (2020) auch der zweitgrößte Uranproduzent weltweit, nach dem kasachischen Urankonzern Kazatomprom.

Für den Einsatz als Atombrennstoff muss zudem der Spaltstoffgehalt des Urans in einem aufwändigen und technisch anspruchsvollen Prozess erhöht werden. Dies geschieht in Urananreicherungsanlagen. Rosatom dominiert auch in diesem Bereich den Weltmarkt.

Auch die noch laufenden drei deutschen Atomkraftwerke (DWR – KWU Konvoi) werden nach Aussagen von „PreussenElektra“ hauptsächlich mit Uran aus Russland und Kasachstan betrieben.

Diese Mengen ließen sich wohl noch auf dem Weltmarkt kompensieren wird uns immer wieder versichert – zum Beispiel über Lieferanten aus Kanada (2013 hat der russische Staatskonzern Rosatom aber die kanadische Bergbaugesellschaft Uranium One übernommen – 100 Prozent der Anteile sind bei Rosatom und dem russischen Finanzministerium), verblieben also noch Australien, Südafrika oder der Niger. Aktuell gibt es aber nicht genug Uran, die weltweit laufenden Reaktoren benötigen etwa 64.000 Tonnen Uran pro Jahr (Stand: 2019), gefördert wurden 2020 jedoch nur 47.700 Tonnen.

Noch gravierender ist, dass Russland für die europäischen Betreiber sogenannter WWER-Reaktoren (18 Stück in: Finnland, Tschechien, Ungarn, der Slowakei und in Bulgarien) der einzige Lieferant maßgefertigter sechseckiger Brennstäbe ist. Die ESA hält die EU auch hier für »signifikant verletzbar«.


Lieber Herr Dobrindt, lieber Herr Söder, liebe CSU,

seht doch endlich mal ein, dass Ihr durch jahrzehntelange Blockaden des Netzausbaus von Nord nach Süd und mit der 10H-Regel (beides liegt in der Verantwortung von Horst Seehofer/CSU) unser schönes Bundesland Bayern in eine kommende Energiekrise hineinmanövriert habt. Der Druck der Industrieverbände und Bürger:innen in Bayern ist groß und anstatt mit unabhängigen erneuerbaren Energien voll durchzustarten fordert Ihr Laufzeitverlängerungen unserer verbliebenen AKW’s von mehreren Jahren. Das schaut wahrlich nicht nach einer intelligenten Lösung aus, von einer russischen Abhängigkeit in eine andere russische Abhängigkeit zu kommen. In Ihren Worten: der „Energieterror“ von Putin bleibt aufgrund der Abhängikeit von Russlands Uran auch mit der Atomkraft bestehen.

Soll dieser verzweifelte Vorstoß von all den Fehlern Ihrer „Amigo“ Partei zum Thema verpasste Energiewende in Bayern, dem Chaos Zweite Stammstrecke: „BER auf Bayerisch – jetzt hat auch München sein Millardengrab und Baudesaster“ und den unzähligen Skandalen und persönlichen Bereicherungen Ihrer Mandatsträger:innen – aktuell Masken Untersuchungsausschuss im Landtag mit einem Clowns Auftritt von Frau Tandler (CSU) ablenken?

Anmerkung:

Einem sogenannten Streckbetrieb mit vorhandenem Uran sollte aber nichts im Wege stehen. Nach Darstellung des für den Betrieb der Atomkraftwerke zuständigen Ministeriums müsste deshalb die Stromproduktion jetzt schon gesenkt werden, damit der Brennstoff länger reicht. Der „Streckbetrieb“ würde nach der Darstellung des Ministeriums so zu einer zeitlichen Verlängerung der Atomstromproduktion führen – aber nicht zu zusätzlichen Strommengen.

Meine Meinung – Kolumne von O. Krauthäuser

Die Meinung des Autors spiegelt nicht unbedingt die Meinung vom Ortsverband Bündnis90/Die Grünen Allershausen wieder