Gemeinderat: Energiewende ja, aber nicht in Allershausen – zumindest nicht jetzt!

Erneuerbare Energien gewinnen in der Klimakrise immer mehr an Bedeutung. Trotzdem lehnte der Gemeinderat Allershausen in seiner Sitzung am Dienstag den Antrag auf die Entwicklung eines Freiflächen-Solarparks im Gemeindegebiet zum wiederholten Male ab.

Zu den Berichten in der Presse:

Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/freising/allershausen-versuchsballon-geplatzt-1.5510974

Münchner Merkur: https://www.merkur.de/lokales/freising/allershausen-ort28137/allershausen-will-kuenftig-mehr-sonnenenergie-antrag-ueber-koepfe-der-landwirte-hinweg-aber-abgelehnt-91246626.html


Hierzu fällt mir erstmal nur folgendes ein:

„Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte.“

Gustav Heinemann – 3. Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland & Mitbegründer der CDU

Im Sinne des Naturschutzes ist es wichtig, den Ausbau der Solarenergie naturverträglich zu betreiben. Dazu gehört, dass für den Zubau bevorzugt alle Potenziale auf und an Gebäuden genutzt werden, bevor die Errichtung von Solarparks in der Freifläche voranschreitet. Problematisch ist jedoch, dass der Ausbau auf und an Gebäuden aus den verschiedensten Gründen nur sehr langsam voranschreitet. Dies liegt unter anderem daran, dass die Installation in der Freifläche wirtschaftlicher ist und dass es nur selten Anreize beziehungsweise Verpflichtungen für Besitzer von Gebäuden gibt, diese mit Solarenergie-Anlagen auszustatten. Würde es eine solche Verpflichtung für alle Gebäude im Bestand und Neubau geben, so bedürfte es logischerweise auch weniger Freiflächenanlagen. Es ist aber absehbar, dass die Ausbauziele bis 2030 beziehungsweise 2050 unter den derzeitigen Bedingungen allein mit gebäudegebundener Solarenergie nicht mal annähernd zu erreichen sind, ausser die Strompreise der Anbieter ziehen weiter so stark an wie in den letzten Monaten. Dann könnte eine Folge sein, dass viele Bürger:innen sprichwörtlich im „dunkeln“ sitzen, Ihre Wärmepumpe oder Ihr Smart Home eine recht teure Angelegenheit wird, da die Haushaltsnebenkosten für Energie immer mehr vom Haushaltseinkommen aufzehren. Vielleicht steigt dann in der Not die Bereitschaft eine Dach- oder eine Balkon PV-Anlage zu installieren – so weit wird es dann aber doch nicht kommen.

Daher wird sich der Druck, den Ausbau der Solarenergie in der Freifläche zu realisieren, erhöhen. Die Stromgestehungskosten von Photovoltaik-Freiflächenanlagen sind sogar so weit gesunken, dass Photovoltaik auch außerhalb des Förderrahmens des Erneuerbare-Energien-Gesetzes wirtschaftlich ist. Es gibt bereits deutliche Anzeichen, dass nicht nur die Anzahl, sondern auch die Größe der Freiflächenanlagen gestiegen ist und in Zukunft weiter steigen wird, da sie nur durch das EEG auf 10 Megawatt und damit zirka 13 Hektar begrenzt war. Mit dem Zubau außerhalb der EEG-Förderung entfällt zudem ein wichtiges Instrument der Standortsteuerung. Auch die Länderöffnungsklausel im Rahmen der EEG-Novelle von 2017, die es den Bundesländern erlaubt, zusätzlich zu versiegelten Flächen, Konversionsflächen und Korridore entlang von Verkehrswegen (z.B. Schienennetze oder Bundesautobahnen) und bestimmte benachteiligte Gebiete für Freiflächenanlagen zur Verfügung zu stellen, trägt dazu bei, dass faktisch immer mehr Freiflächenanlagen entstehen. Vorteile von diesen PV Anlagen für die Gemeinde und Ihre Bürger:innen sind gleich mehrere Faktoren: Diverse Anbieter von Freiflächen PV Anlagen arbeiten mit Bürgerbeteiligung in Form von Genossenschaften und/oder verkaufen den vor Ort produzierten Strom direkt und zu günstigeren Konditionen an die Anwohner:innen, somit bleibt ein größerer Teil der Wertschöpfung in der Gemeinde bzw. Region und fließt nicht aus dieser ab. Die Energie wird lokal erzeugt (Dezentrale Energieversorgung) und muss nicht über unschöne Hochspannungsleitungen (mit hohen Netzverlusten) über große Distanzen zum Verbraucher transportiert werden.

Hier ist uns die Nachbargemeinde Paunzhausen schon „Lichtjahre“ voraus. Mit dem Bürgermeister J. Daniel (FreieWähler/Bürgerliste) und seiner Gemeinderats-Mehrheit konnten zukunftsweisende Projekte auf den Weg gebracht werden. Eines davon steht gleich an der Autobahn, eine Freiflächenanlage (Link zum Solarpark: https://beg-fs.de/burger-solarpark-paunzhausen/ und Link zum Bericht in der SZ: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/freising/neue-anlage-in-paunzhausen-solarpark-ans-netz-gegangen-1.5105874), das Frühjahr naht und ich empfehle mal eine Radltour dorthin! Schönheit ist natürlich reine Geschmacksache, aber weder die Autobahn noch so eine PV Anlage sind besonders schön, beides ist aber vonnöten. Bisher werden aber Solarparks von Bürgerinnen und Bürgern grundsätzlich eher positiv bewertet. Laut der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) sind Solarparks beliebter als konventionelle Kraftwerke aber auch als Windenergie- und Biogasanlagen (aber seien wir mal ehrlich, jeder hätte lieber eine PV Freiflächen Anlage vor seiner Tür als so ein konventionelles Kraftwerk wie z.B. in Zolling). In der AEE-Studie (2018, online) fanden 77 Prozent der Befragten einen Solarpark in der Nachbarschaft gut. Die Zustimmung derjenigen, die bereits in der Nachbarschaft eines Solarparks leben, liegt sogar bei 83 Prozent!

Auf was warten unsere gewählten Gemeindevertreter? Dass sich das alles mal wieder im Sande verläuft? Plant man hier nur Neubaugebiete oder auch nachhaltige Projekte?

Manuel Mück (CSU) verwies darauf, dass der Landkreis ein Freiflächenkataster planeSchön und gut, der Landkreis plant, das dauert …. und dauert

Marcus Klose (CSU) gab zu bedenken, dass sich die Gemeinde bezüglich der geplanten Umgehung nichts verbauen sollteIch unterstelle mal dem Fraktionskollegen und Ortsvorsitzenden von Hr. Klose, das dieser aus rein wirtschaftlichen Gründen eine schnelle Realisierung der Ortsumfahrung nicht wirklich befürworten kann. Die Ortsumgehung wird aber vielleicht mal kommen, und wenn dem so ist, kann das noch mehrere Jahrzehnte dauern. So eine Freiflächenanlage kann zu 100% Rückgebaut werden! Der Boden wird nicht versiegelt, die Unterkonstruktion wird nicht betoniert, lediglich in den Boden gerammt ….

Auch darf ich hier auf eine Pressemitteilung der CSU Allershausen verweisen, die u.a. das Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit behandelt: Die CSU Allershausen will die Installation von Solar- und PV-Anlagen fördern…‘ siehe dazu die vollständige Pressemitteilung: https://www.csu.de/verbaende/ov/allershausen/pressemitteilung/ Lasst den Worten bitte auch mal Taten folgen, leere Wahlverprechen führen u.a. zu Politikverdrossenheit. Ich habe bisher nicht mitbekommen, dass in einer Gemeinderatssitzung oder im Ausschuss für Umwelt- und Energie aus der CSU Fraktion Vorschläge zu diesem Thema eingebracht worden sind.

Josef Lerchl (SPD) sagte zu der informellen Anfrage: „Wir müssen was machen, aber nicht so.“Schön und gut, wie aber dann? Ich bin äusserst gespannt auf Ihre Vorschläge, vielleicht schon zur kommenden Gemeinderatssitzung! Auch darf ich darauf hinweisen, dass der SPD Kreisvorsitzende des Landkreises Freising und Bundestagsabgeordnete Andreas Mehltretter folgende Meinung zu diesem Thema vertritt: Energiewende-Maßnahmen müssen schneller und entschiedener umgesetzt werden, auch auf kommunaler Ebene ….

Der informellen Voranfrage hätte man durchaus stattgeben können, alle Einwände der in den o.g. Medienberichten zitierten Gemeinderatsmitglieder kann man folgende Argumente entgegen bringen. Keiner entscheidet über den Kopf der Grundstückseigentümer, der mögliche Solarparkbetreiber hätte sich nach einer positiven Rückmeldung seitens des Gremiums bestimmt an alle Landwirte mit sehr attraktiven Pachtverträgen gewendet (in der Branche durchaus üblich), jeder einzelne Eigentümer hätte sich dann dafür oder dagegen entscheiden können. Bei den genannten 20 Teilflächen wäre eine Realisierung ja eher unwahrscheinlich, denn das sich alle (100%) einig sind darf man eher selten erleben. Kein Landwirt hätte seinen Grund und Boden dafür verkaufen müssen und kann weiter abwarten bis der „beste Ackerboden“ vielleicht Bauerwartungsland oder Baureifes Land wird und er dann sehr hohe Verkaufspreise erzielen kann.

Meine Meinung – Kolumne von O. Krauthäuser

Die Meinung des Autors spiegelt nicht unbedingt die Meinung von Bündnis90/Die Grünen wieder