Ein Besuch im Bürger-Solarpark Paunzhausen

Heute hatten wir die Möglichkeit im Rahmen eines Tags der offenen Tür einen Blick in den Bürger-Solarpark Paunzhausen zu werfen. Der Solarpark liegt in der Nähe der A9 hinter Schernbuch. Mit der Anlage hat die Bürger Energie Genossenschaft-Freisinger Land eG im Juni 2020 einen weiteren Schritt auf dem Weg hin zur Vollversorgung des Landkreises Freising mit Erneuerbarer Energie unternommen. Um dieses Ziel, wie geplant bis 2035, zu erreichen ist aber die Errichtung weiterer ähnlicher Anlagen im gesamten Landkreis nötig.

Hier die „nackten“ Zahlen zum Solarpark:
Anlagengröße: 1,753 MWp (622 kWp pro Hektar Brutto)
Modulneigung: 20°
Ausrichtung: 192° (12° Richtung West)
Jahresertrag: 1.925.000 kWh/Jahr (1.100 kWh/kWp und Jahr)
CO2-Einsparung: 678 Tonnen pro Jahr (241 Tonnen pro Jahr und Hektar Brutto)

Oft wird im Zusammenhang mit Freiflächen- Solaranalgen über das „Zubauen der Landschaft“ geschimpft und dass sich eine solche Anlage nicht mit Naturschutz vereinbaren ließe.

Deshalb haben wir bei unserem Besuch besonders unter und neben die Solarmodule geschaut:

Die Anlage selbst überrascht mit dem Mix aus Hightech und grüner Vielfalt. Was sofort auffällt ist, dass es überall zwischen und unter den bläulich schimmernden Solarmodulen grünt und blüht. Schon bei der Planung der Anlage wurde großen Wert auf die Idee gelegt, ein Refugium für heimische Pflanzen und Kleintiere zu schaffen. Deshalb sind die Module auf Stelzen angebracht, die Unterkanten der Solarmodule sind ca. 1,3 Meter über dem Boden. Das erlaubt es auch höher wachsenden Pflanzen sich zwischen und unter den Modulen anzusiedeln. Auf der Fläche wurden Samen von 35 sorgfältig ausgesuchten heimischen Pflanzen ausgebracht, die nun, nach wenigen Monaten, die ganze Fläche bewachsen. Im Rahmen einer Kartierung der Pflanzen durch die Hochschule Weihenstephan – Triesdorf diesen Monat, wurden weit mehr als die ausgebrachten Sorten gefunden. 58 Einträge finden sich auf der Pflanzenliste.

Da das Grün so üppig unter und zwischen den Kollektoren sprießt, ist es nun notwendendig, „Personal“ in Gang zu setzen, das sich um den Bewuchs kümmert. Aus diesem Grunde wird in Kürze ein Schafherde Einzug in die Anlage halten, die sich liebevoll und ökologisch darum kümmert, das Grün in Schach zu halten. Unter den Anlagen werden außerdem weitere Maßnahmen getroffen, um Lebensraum für zusätzliche Tierarten zu schaffen. So wird es Kiesanschüttungen und Totholzstapel geben, das abtropfende Regenwasser wird am Rande der Solarmodule Pfützen bilden. Hasen und andere Kleintiere haben trotz der Umzäunung des gesamten Areals Einzug gehalten. Um das zu ermöglichen ist der untere Rand des Zaunes teilweise so angehoben, dass die Tiere ein und aus hoppeln können. Bald wird das gesamte Gelände mit einer Hecke eingefasst. Neben einem Sichtschutz wird auch das Lebensraum für weitere Tierarten schaffen.

Ein sehr interessantes Detail betrifft übrigens die Stahlkonstruktion, die die Solarmodule trägt. Die Stützen wurden ohne Fundament in den Boden gerammt. Das bedeutet, dass die gesamte Anlage rückstandslos zurückgebaut werden kann. Einzig das Transformatorenhäuschen am Eingang des Bürger-Solarparks steht auf einen Beton-Fundament. Was der Besuch und die fachkundigen Erläuterungen von Andreas Henze und Werner Hillebrand Hansen (beide von der Bürger Energie-Genossenschaft Freisinger Land) gezeigt hat ist, dass die Errichtung einer Freiflächen Solaranlage nicht nur der zukunftsweisenden Energieversorgung unseres Landkreises dient, sondern durch die ganzheitliche Planung ein wertvolles, ungestörtes Refugium für lokale Fauna und Flora entstanden ist, das ein großartiges Vorbild für weitere Anlagen im Landkreis sein kann.

von Jürgen Bolle